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Versiegelung von Agrarflächen zerstört unsere Lebensgrundlage

Info- und Diskussionsveranstaltung am 27.11.2018, um 18.00 Uhr in Eichenberg Dorf, Forstweg 7

 

Die Bevölkerung unseres Planeten lebt von dem, was auf den Agrarböden der Erde an Essbarem wächst. Diese Ernährungsbasis Agrarboden wird seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland und weltweit massiv angegriffen. Die Bodenverluste einerseits und die weiter wachsende Weltbevölkerung andererseits befinden sich massiv auf Kollisionskurs. Wenn die Menschen es nicht schaffen diese Entwicklung zu stoppen, werden sich die heute schon abzeichnenden Verteilungskämpfe zur Katastrophe ausweiten.

Endliche Erde

Ein unendlicher Ressourcenverbrauch auf einer endlichen Erde ist nicht möglich. Heute wissen wir sehr genau, dass Bodenschätze wie beispielsweise Kupfer, Zinn, Zink, Phosphor, Kali nur noch für wenige Generationen vorhalten. Gleiches gilt für die fossilen Energieträger wie Kohle, Öl und Gas, die uns die heutige Lebensweise im Massenkonsum erst ermöglicht haben. Endlich sind auch unsere Agrarböden, von denen wir nachhaltig leben könnten, die aber insbesondere durch großzügige Baulandausweisungen zerstört werden. Nur ein sparsamer und nachhaltiger Umgang mit unseren lebensnotwendigen Ressourcen kann für nachfolgende Generationen die Lebensgrundlage auf der Erde erhalten.

Umweltschäden

Nicht nur der wachsende Verbrauch unserer endlichen Ressourcen setzen der Menschheit Grenzen, auch die damit einhergehenden Umweltschäden zeigen heute sehr deutlich, dass wir mit unserer Wirtschaftsweise an Grenzen stoßen. Die in den vergangenen Jahrzehnten enorm gestiegene Nutzung fossiler Energieträger für Heizung, Konsumgüterproduktion und Verkehr schädigen massiv unsere Luft. Die Auswirkungen des Klimawandels sind für Jedermann offenkundig zu erkennen. Weltweites Bevölkerungswachstum sowie weiter steigende Güterproduktion lassen die vorhandenen Wasserreserven ebenfalls zu einem knappen und oft wegen Schadstoffeintrag zu einem belasteten Gut werden.

Konsumwachstum keine Lösung

Unsere Wirtschaftsweise ist auf eine unendliche Ressourcenverfügbarkeit und Umweltbelastbarkeit ausgelegt. Diese Wirtschaftsphilosophie stößt aber an die reale Endlichkeit unseres Planeten Erde. Die Existenz der Menschheit ist auf Sicht absolut gefährdet, wenn die Menschen nicht selbst ihre Wirtschaftsweise ändern. Wohlstandsmaximierung nur unter dem Aspekt des Konsumwachstums zu sehen ist keine Zukunftslösung.

Nachhaltiges Wirtschaften

Neben den lebensnotwendigen Ressourcen wie Bodenschätze, fossile Energieträger, Wasser und Luft, die wir unwiederbringlich verbrauchen bzw. zerstören, sind es vor allem die nicht endenden Baumaßnahme „auf der grünen Wiese“, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Die Erhaltung unserer fruchtbaren Agrarböden ist die unverzichtbare Voraussetzung für eine Umorientierung hin zu einer überlebensnotwendigen nachhaltigen Wirtschaftsweise. Mit immer weniger Agrar- und Naturflächen reduzieren wir zunehmend unsere Nahrungsgrundlage, die Anbaumöglichkeiten für nachwachsende Rohstoffe und den Lebensraum für Biodiversität. Eine weitere Versiegelung von Agrarlandschaften ist vor allem dann abzulehnen, wenn das für Objekte geschieht, die wir nicht unbedingt benötigen.

Agrarflächenverbrauch

Seit 1990 wurden in Deutschland rund 1 Million Hektar landwirtschaftliche Flächen (LF) für Siedlung- und Verkehr versiegelt, hinzu kamen 0,6 Millionen Hektar LF für den naturschutzrechtlichen Ausgleich. Das waren in Summe für die vergangenen knapp 30 Jahre rund 10% der LF, die in Deutschland der Agrarproduktion entzogen wurden. Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, sind Verteilungskämpfe um die letzten Ressourcen vorprogrammiert. Auf Importe aus dem Ausland kann langfristig nicht gehofft werden, da dort vergleichbare Entwicklungen vorherrschen.

 

 

Zunehmender Flächenverbrauch und das ungebrochene Wachstum der Weltbevölkerung lassen die Ackerfläche (AF) pro Kopf der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf Werte unter das Existenzminimum schrumpfen.

 

Ökonomisches und ökologisches Gleichgewicht

Ein Ausweg aus unserer derzeitigen Wirtschaftsweise, die die Grenzen unseres Planeten sprengt, ist dringend erforderlich. Die Globalisierung wird noch zu oft allein unter dem Aspekt des freien Handels betrachtet. Dabei weisen seit Jahren alle Daten zum Verbrauch unserer endlichen Ressourcen steil nach oben. Als Folge wandelt sich unser Erdsystem radikal, wie Klimawandel und der Verlust der Biodiversität zeigen. Wir brauchen eine Wirtschaftsweise, die die Übernutzung unserer Erde stoppt und trotzdem ein „qualitatives Wachstum“ und Arbeitsplätze schafft. Ein solches ökonomisches und ökologisches Gleichgewicht muss effizient und nachhaltig sein.

 

Wachstum muss sich vom unwiederbringlichen Rohstoff- und Flächenverbrauch entkoppeln. Nur ein auf Nachhaltigkeit angelegtes Wirtschaftssystem ermöglicht dauerhaft ein friedliches Zusammenleben. Die Entscheidung zwischen Katastrophe und Neuordnung des menschlichen Zusammenlebens erfordert nicht nur die Lösung ökonomischer und politischer Fragen – sie schließt auch die religiöse Frage nach dem Sinn unseres Daseins ein. Die grenzenlose Nutzung unserer endlichen Ressourcen und die damit verbundene Umweltzerstörung zu stoppen, ist die Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert.

 

Die Konsequenzen tragen unsere Kinder

Während die Übernutzung der Erde vor allem auf das Konto der heute lebenden Generationen geht, werden es unsere Kinder und Enkelkinder sein, die die Konsequenzen dieser Wirtschaftsweise zu tragen haben. Umso wichtiger ist es, dass gerade „die junge Generation“ sich für ihre Welt von Morgen engagiert. Unsere Zukunft ist ein Abwägen zwischen ungezügelter Nutzung aller verfügbaren Ressourcen zur Gewinnmaximierung auf Kosten unserer langfristigen Überlebensfähigkeit und einer konsequent nachhaltigen Wirtschaftsweise mit dem Ziel der Erhaltung der Erde als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen.

 

Dr. Günther Lißmann, Kassel

 

27.11.2018

 

         Wir haben keine zweite Erde !

 

 

Wie viele Enkelkinder trägt die Erde?

Wir Menschen leben von dem, was auf den Äckern der Erde wächst. Wenn in Eichenberg (Nordhessen) rund 100 Hektar fruchtbarster Ackerboden durch die Bebauung von Logistikhallen versiegelt werden soll, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen, dann ist damit die nachhaltige Ernährungsgrundlage für 500 Menschen für immer verloren. Das Bevölkerungswachstum ist ungebrochen, für das Jahr 2050 wird eine Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen prognostiziert. Genau deshalb sollten wir mit der Bereitstellung von Ackerböden für Gewerbe-, Siedlungs- und Verkehrsprojekte absolut restriktiv umgehen.

Warum vernichten Menschen ihre Lebensgrundlage für ein nicht messbares Wohlstandsversprechen? Die Wirtschaftsphilosophie der Globalisierung und die ungebremste Befeuerung des Wachstums für einen immer weiter wachsenden Massenkonsum zerstören unsere Umwelt und verbrauchen unsere endlichen Ressourcen in kurzer Zeit. Wo bleibt die Verantwortung für die nachfolgenden Generationen, wenn die jetzt Lebenden den Planeten plündern? Wir haben keine zweite Erde.

Eine wirklich ungetrübte Erkenntnis über die Endlichkeit und Zerbrechlichkeit unseres blauen Planeten erlangt man offenbar in der Erdumlaufbahn. Der Astronaut Alexander Gerst richtete nach über einem halben Jahr Aufenthalt im Weltraum eine Botschaft an die Enkelkinder dieser Erde:

Er müsse sich für seine Generation entschuldigen. Die Menschheit sei gerade dabei, das Klima zu kippen, Wälder zu roden, Meere zu verschmutzen und die limitierten Ressourcen viel zu schnell zu verbrauchen. Die Erde sei ein zerbrechliches Raumschiff und er hoffe, dass wir noch die Kurve kriegen.

Wenn diese Erkenntnis nur im Weltraum zu erlangen ist und die Menschen auf der Erde daraus nicht schnell den Schluss ziehen, ihr zerstörendes Verhalten zu ändern, dann haben unsere Enkelkinder keine Zukunft.

Dr. Günther Lißmann, Kassel 31.12.2018